2009/2015 –
– Residence of the Federkiel Foundation
2009/2015 –
– Residence of the Federkiel Foundation
2 Rooms, Kitchen, Bath
Collection of the Federkiel Foundation
In 2002 Stiftung Federkiel began its involvement on the grounds of the former Baumwollspinnerei. Since then the foundation is among the most significant private sponsors involved in the conversion of the factory grounds according to the standards of continuous client-oriented development.
In 2008 the Stiftung Federkiel rented a “guest apartment” in the former workers’ housing units of the Spinnerei that line Thüringer Straße and invited the artist group FAMED to treat the flat and furniture as artistic material. They developed an ironically narrative text piece that cuts straight through the rooms and gives them a coherent visual form. The result is a complex work of art provided and presented by the foundation; a space for living and developing ideas.
I am, therefore I think.
And where am I? Behind. Already opened the door and entered the apartment, centuries of Cartesian thinking behind me. A way of thinking that, it seems, has stopped outside the door. Standing outside is probably the fate of those who think about access to something without moving away from their position, after:
131 years. After 12 hours of work. Check the clock. Get up. Check the clock. Get dressed. Check the clock. Breakfast. Check the clock. Go to work. Work. Check the clock. Lunch break. Back to work. Check the clock. Go home. Walk across the factory grounds, check all the clocks on all the buildings. Pick up your child from Kindergarten. Play for two hours. Check the clock, check the clock! Dinner. Set the alarm. Go to sleep. Get up.
There are grandmothers who still refuse to eat when they are hungry; they eat when it’s 6, when it’s 12, when it’s 6. They put their dining table where the lamp hangs. They even put their grandchildren into the best light, never themselves.
What is to be done with all this light? Open the doors. Move the table. Sand the floor. Expand grandmother’s mirror. See yourself inside it, your own tiny inherited body. Hang the mirror somewhere else. Alternatively: keep looking into it. Work on seeing yourself. Take your work home. Take your work into the kitchen, into bed. Define work for yourself.
Refrain from yourself again.
Kenah Cusanit
Photos: Stefan Fischer
2002 begann das Engagement der Stiftung Federkiel auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei. Seitdem zählt die Stiftung zu den wichtigsten privaten Förderern bei der Umnutzung des Areals unter den Maßgaben einer kontinuierlichen nutzerorientierten Entwicklung.
2008 hat die Stiftung Federkiel in den ehemaligen Arbeiterhäusern der Spinnerei an der Thüringer Straße eine ‘Arbeitswohnung’ angemietet und die Künstlergruppe FAMED beauftragt, Wohnung und Mobiliar als künstlerisches Material zu begreifen. Eine quer durch die Räume laufende, ironisch-narrative Textarbeit funktioniert als sichtbare Klammer. Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk, das von der Stiftung als Wohn- und Denkraum gelebt wird.
Ich bin, also denke ich.
Und wo bin ich? Dahinter. Habe die Tür schon aufgemacht und die Wohnung betreten, hinter mir Jahrhunderte Cartesianisches Denken. Ein Denken, das, wie es aussieht, vor der Tür stehengeblieben ist. Davorstehen ist womöglich das Schicksal derjenigen, die über einen Zugang zu etwas nachdenken, ohne sich von ihrem Standpunkt wegzubewegen, nach:
131 Jahren. Nach 12 Stunden Arbeit. Auf die Uhr sehen. Aufstehen. Auf die Uhr sehen. Anziehen. Auf die Uhr sehen. Frühstücken. Auf die Uhr sehen. Zur Arbeit gehen. Arbeiten. Auf die Uhr sehen. Mittagspause. Weiterarbeiten. Auf die Uhr sehen. Nach Hause gehen. Über das Werkgelände laufen, all die Uhren an all den Gebäuden sehen. Kind aus dem Kindergarten holen. 2 Stunden spielen. Auf die Uhr sehen, auf die Uhr sehen! Abendessen. Wecker stellen. Schlafen gehen. Aufstehen.
Es gibt Großmütter, die essen noch immer nicht, wenn sie Hunger haben; sie essen, wenn es 6 ist, wenn es 12 ist, wenn es 6 ist. Sie haben den Esstisch dort hingestellt, wo die Lampe hängt. Sie haben auch ihre Enkel ins beste Licht gerückt, nie sich selbst.
Was tun in all dem Licht? Türen auf. Tisch verschieben. Boden schleifen. Großmutters Spiegel vergrößern. Darin sich selbst sehen, seinen eigenen kleinen vererbten Körper. Spiegel woanders aufhängen. Alternativ: weiter hineinsehen. Daran arbeiten, sich selbst zu sehen. Arbeit mit nach Hause nehmen. Arbeit mit in die Küche, mit ins Bett nehmen. Arbeit selbst definieren.
Von sich selbst wieder absehen.
Kenah Cusanit
Photos: Stefan Fischer